Kurzchronik Vehlefanz

Kurzchronik

Vehlefanz

In einer Rechtsstreiturkunde wird ein "B. de velewan" im Jahre 1241 erwähnt, diese Erwähnung ist das anerkannte Geburtsdatum des Dorfes Vehlefanz, das damit auf eine über 750 Jahre alte dokumentierte Geschichte zurückblicken kann.

Aber eine nachweisliche Besiedlung durch die Liutizen hat nach den germanischen Semnonen schon ab den 8. Jh. westlich des Bosselberges stattgefunden. Der Bosselberg ist ein Zeugnis der ersten frühdeutschen Landnahme in den Ostgebieten und ist das größte Bodendenkmal im westlichen Brandenburg. Wahrscheinlich ist er schon im 10. Jh. aufgeschüttet worden und erlebte bei der askanischen Landnahme eine Renaissance. Auf dem Berg stand eine wehrhafte Motte (Niederungsburg des MA / Holzburg).

Die Wasserburg und die Wehrkirche von Vehlefanz sind am Anfang des 13. Jh.s entstanden und damit älter als das Dorf. Die Wasserburg, ist im Landbuch von Kaiser Karl IV. als eine der fünf "munitiones" im Glin aufgeführt. Sie hatte einen ovalen Grundriss von 100 m Durchmesser, war von einem Wassergraben umgeben und über zwei Zugbrücken zugänglich. Reste der Mauer und ein kleiner Wachtturm sind die heutigen Zeugen des ehemaligen Rittersitzes.

Heute steht auf dem Innenhof der Burg das "Schloss von Vehlefanz", das 1832 Sitz des Amtsvorstehers wurde und darum später Amtshaus genannt wird. In diesem Haus hat Napoleon im Jahre 1812 übernachtet und auf dem benachbarten Gelände eine große Heerschau abgehalten.

Für den Dorfnamen gibt es mindestens seit dem Jahre 1893 Erklärungsversuche, manche davon recht abenteuerlich. Einigkeit besteht nur darin, dass der Name aus dem altslawischen abzuleiten ist. "Ort am großen Wald" wird von vielen Chronisten oft angewendet und "Großes Dorf" (Großdorf) für eine bedeutende slawische Siedlung ist wahrscheinlich die richtige Übersetzung. Von der Burg führt der alte Weg vor dem Burgwall der Slawen, mit Linden gesäumt, die man auf ein Alter von über 400 Jahre schätzt, zur Kirche.

Die Kirche, die ab dem 15. Jh. erweitert wurde und ihre endgültige Kreuzform im 17. Jh. erhielt, ist eine echte Sehenswürdigkeit. Die Epitaphien, der Altar und die in der unterirdischen Grabkammer stehenden Särge erzählen vom Leid der Familie Bredow, von der Pest, von der Sühne für eine Untat, die abenteuerliche Geschichte eines Obristen, die hochlöblichen Taten der Pächter von Vehlefanz und den seltsamen Predigern, die mit den Konkubinen ein lästerliches Leben geführt haben.

Im Jahre 1927 hatte die Gemeinde drei Glocken durch Spenden aus der Gemeinde erwerben können. Alle drei Glocken wurden im 2. Weltkrieg für Granaten eingeschmolzen. Die Glocke im Turm von heute ist die älteste Glocke der Gemeinde und konnte gerettet werden. Sie ist 1683 in Berlin gegossen worden und läutet "Gott zur Ehre und der Kirche zu Vehlefanz zu Nutzen". Eine Orgel gefertigt von Dietrich Schulze 1750, einem Schüler des Orgelbauers Wagner, "den märkischen Silbermann", ist ein klangschönes und sehenswertes Erlebnis. Der Altar, der 1585/87 von den Bredows gestiftet wurde und 116 Goldmünzen gekostet hat, wie eine äußerst seltene Inschrift bezeugt, wird schon 1902 in der "Brandenburgia" als kulturhistorisch wichtig eingestuft. Er zeigt mit seinen vielen schönen Darstellungen Glaubensbilder und die Patronate für die Viehweide, die Bienenweide, die Pferdesegnung und den Bauernstand und ist somit ein Spiegelbild damaliger christlicher, ländlicher Glaubensvorstellung.

Die Geschichte der Mühlen beginnt in Vehlefanz bereits im Jahre 1649. Die älteste Mühle des Havellande, 1737 gebaut, stand bis zum Jahre 1942 am südlichen Dorfeingang. Sie wurde durch Bombenabwurf in ihrer Nachbarschaft baufällig und fiel durch Sturmeinwirkung etwas später zusammen. Die deutsche Bockwindmühle am nördlichen Dorfausgang ist im Jahre 1815 gebaut worden und ist seit 1991 Museumsmühle. 350 Jahre Mühlengeschichte können die Vehlefanzer mit Urkunden und Exponaten belegen.

Die bunte Geschichte der Ruinen einer Ofenfabrik, die die Firma "Sunlicht" kaufte, um hier Seife herzustellen, bis die LPG "Freier Bauer" in den Hallen Schweinezucht betrieb und die alte Ziegelei, die schon Steine an Friedrich II. lieferte, unterstreichen die Berechtigung der Vehlefanzer im Verzeichnis der deutschen Tonstraße mitgenannt zu sein.

Der lange Weg der Freibauern, Bauern und Kossäten führt über das "Remontedepot", eingerichtet im Jahre 1831, um den Bedarf der preußischen Armee an Pferden zu sichern, über die Gründung der "Gärtner Wirtschaftsgenossenschaft" im Jahre 1919, die Bauern Land bewilligte und ihnen Bewirtschaftung nach freiem Ermessen erlaubte, den "Koppehof" als Entwicklungs- und Forschungsinstitut seit 1923, um der Landwirtschaft eine wissenschaftliche Basis bei der Einführung und bei dem Anbau von Feldfrüchten zu geben, die LPGs wie "Frischer Wind" und "Freier Bauer" mit hohem Nutzviehbestand, entstanden in den Jahren der DDR Bodenreform bis zur Neugründung am 1. März 1991, und über die "SL Schwanteland", erweitert 1992 mit der "Jungpflanzen GmbH" und 1993 mit der "SL Gartenbau".

Den Berlinern wohl bekannt, wenn sie als "Selbstpflücker" ihre Erdbeeren, Kirschen und anderes saisonbedingt ernten wollen. Auch die "Banane des Nordens", die schmackhafte "Chicoree", ist weit über die Grenzen Vehlefanz bekannt und begehrt.

Vehlefanz war schon im 18. Jahrhundert das größte Dorf im Glin. Die neuen Wohngebiete "Schäfergarten", "Kienluch" und "An den Weiden", die seit 1995 entstanden sind, sorgen für einen ständigen Zuwachs der Bevölkerung (800 Einw. 1989 > über 1600 Einw. 2002).  Die neue Schule, die am 2.10.1993 als erster Schulneubau in Brandenburg nach der Wende eingeweiht wurde, ist eine der zwei Grundschulen in der Gemeinde Oberkrämer.

In der großen Turnhalle übt auch der Sportverein, machen die Senioren ihre gymnastischen Übungen und werden Veranstaltungen aller Couleur durchgeführt. Die öffentliche Schulbibliothek ist ein Kommunikationszentrum für Schüler und Bevölkerung geworden. Die tollen "Kultur-Zeiten", Vorträge und Theatervorstellungen, die die Bibliothekarin arrangiert, sind Pluspunkte im Leben des Vehlefanzer Ortsteiles.

Das Einkaufzentrum, die Gastronomie, verfügbare Ärzte und das Erholungsgebiet mit Badestelle an dem landschaftlich schön gelegenen Mühlensee machen Vehlefanz zu einem attraktiven Wohnort. Theodor Fontane stellte schon am Abend des 18. Aprils 1864 bei einem Aufenthalt in Vehlefanz fest: "Tanz ist heut im Kruge zu Vehlefanz", und ihm hat es Vehlefanz gefallen.

Wir danken Herrn H. Schönberg für die freundliche Zuarbeit!

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