Kurzchronik Bötzow

Kurzchronik

Bötzow

Der einwohnermäßig größte Ortsteil der Gemeinde Oberkrämer trägt seinen Namen erst seit 1694, als das Gut Kotzeband vom Kurfürsten Friedrich III. erworben wurde und ihm der seit 1665 vakante ursprüngliche Name der nach der brandenburgischen Kurfürstin Luise Henriette von Nassau-Oranien in Oranienburg umbenannten Stadt Bötzow verliehen wurde.

Der Name "Cotzebant" selbst taucht erstmals 1355 in den Annalen auf, zurückgeführt wird er auf das polabische (elbslawische) "*Chocebady" - Ort eines Mannes namens *Chocebad (sprich "Chotzebont", von altslawisch *chotjo = wollen und *byti = sein). Heimatkundliche Autoren aus dem Ländchen Glien erklären den Namen auch als "Dorf der Kossäten" oder bringen es mit den slawischen Wörtern kot = Katze bzw. koza = Ziege in Verbindung.

Das wahrscheinlich seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit Deutschen aufgesiedelte Dorf befand sich vom 14. Jahrhundert (vor 1375) bis zum Verkauf an den Landesherren 1694 in Besitz der Familie von der Gröben, die auch in anderen Teilen der Mark und selbst in Ostpreußen ihre Spuren hinterließ. Trotz der Lage am Fuße der Grundmoränenplatte des Glien, umgeben von feuchten Wiesen im Luch, die reichlich Heu brachten und dem Vieh noch heute eine gute Weide sind, und von verhältnismäßig fruchtbaren sandig-lehmigen Äckern an den Hängen, blieben die Einwohner von Kotzeband/Bötzow durch die Jahrhunderte der Fronherrschaft arm.

Vorteil zog das Dorf jedoch aus dem Fernverkehr, da ein alter Pilger- und Handelsweg aus dem Berliner Raum in Richtung Ruppin, Prignitz, Hamburg und Arhus (Dänemark) über das von Kastanienbäumen, Linden und Eschen gesäumte Kopfsteinpflaster der Dorfaue führte. Ursprünglich waren es die Pilger zum Heiligen Wunderblut von Wilsnack, die aus Mittel- und Osteuropa gen Prignitz strömten und in Kotzeband so manchen Taler ließen. Erst ihre Spenden sowie Gelder der Kalandsbrüder (katholischen Geistlichen) von Kotzeband und Umgebung, die sich 1358 mit denen zu Spandau verbunden hatten, ermöglichten den Bau der massiven Feldsteinkirche, der um 1270 im spätgotischen Stil begonnen hatte und nach der Inschrift der ältesten ihrer vier Glocken 1418 beendet wurde. Mit der Einführung der Reformation durch Kurfürst Joachim II. ab 1539 verebbte der Pilgerstrom und kam 1553 schließlich ganz zum Erliegen.

Im dreißigjährigen Krieg (1618-1648) nahm Kotzeband argen Schaden: 1621 brannte das Pfarrhaus nieder, im August 1627 quartierten sich die Truppen Wallensteins auf dem Weg nach Holstein ein, auch Schweden und Dänen sollen des Öfteren ungebetene Gäste im Glien gewesen sein und zu allem Unheil des Krieges fiel im Juni 1632 der Kirchturm einem Gewittersturm zum Opfer. Nach Kriegsende verbesserte sich die Lage des Dorfes wieder, 1650 wurde die alte Fernverbindung durch Kotzeband und den Krämer als "Hamburger Poststraße" wiederbelebt, in Bötzow eine Poststation eingerichtet, die den gesamten Glien versorgte. Der seit 1694 dem Kurfürsten unterstellte Oberamtmann, des bis 1745 zum Amt Oranienburg gehörigen und 1745-1834 ein eigenes Amt Bötzow bildenden Gutes, erfüllte zugleich die Aufgaben eines Postmeisters.
Außer dem Amts- bzw. Posthaus befanden sich im Dorf auch ein Dorfkrug und eine Windmühle.


Die Kirche wurde besonders im 18. Jahrhundert umfangreichen Renovierungsarbeiten unterzogen, in deren Zusammenhang 1704 unter dem Altar ein Gefäß mit Reliquien und einem Pergament entdeckt wurde, aus dem hervorging, dass das Gotteshaus St. Nicolai geweiht ist - neben Fragmenten von Wandmalereien (um 1430) ein weiteres Erbe aus vorreformatorischer Zeit.

Ihren Kanzelaltar erhielt die Nikolaikirche 1706, die von Joachim Wagner geschaffene Orgel 1743 und den hölzernen Turmaufsatz 1757 - um nur einige Details zu nennen, die dieses historische Bauwerk sehenswert machen.

Nach Ende der Befreiungskriege gegen Napoleon (1813-1815), an deren Bötzower Opfer auch eine Tafel im Turm der Nikolaikirche erinnert, kam das Aus für die Poststraße, die letztlich auf die Heerstraße von Berlin über Nauen nach Hamburg verlegt wurde. Nach 1834 wechselten die Besitzer des Dorfes häufiger, die Bevölkerungszahl entwickelte sich dennoch von 457 Einwohnern im Jahre 1779 auf 511 im Jahre 1800, 556 im Jahre 1859 und 763 im Jahre 1895. Noch vor dem ersten Weltkrieg bekam Bötzow mit der sogenannten Bötzowbahn auf der von der Osthavelländischen Eisenbahn 1904 errichteten Strecke Velten–Nauen einen eigenen Bahnhof, 1909 kam die Strecke nach Spandau hinzu - beide wurden allerdings nach dem zweiten Weltkrieg demontiert.
Nach dem ersten Weltkrieg setzte sich der Bevölkerungsanstieg fort, nicht zuletzt, da in den zwanziger Jahren auf dem Boden des vormaligen Gutsbezirkes die von Berlin sowie den Industrieorten Velten und Hennigsdorf gut erreichbare Siedlung Neu-Bötzow errichtet wurde. So zählte die erst 1938 an Bötzow angeschlossene, durch ihre Kirmes bekannt gewordene, Landgemeinde Neu-Bötzow 1925 bereits 890 Einwohner; im Dorf waren es zu jener Zeit 911.
An den Aufschwung der Zwischenkriegszeit knüpft das derzeit etwa 2500 Einwohner zählende Bötzow heute wieder an. Das Gewerbegebiet "Bötzow-West" wird mittels eines Bebauungsplanes weiterentwickelt, Rinderzucht und Pferdehaltung bestimmen die Bewirtschaftung insbesondere der Niederungen.

Die Siedlungsstruktur von Bötzow gliedert sich in den Bereich des weitgehend unverändert erhalten gebliebenen Altdorfes mit Anger und der wunderschön erhaltenen Baumallee und einem sich nordöstlich anbindenden Bereich langgestreckter bandartiger Siedlungsflächen entlang der Veltener-, Bahn- und Marwitzer Straße.

Durch die Ausweisung von etwa 20 Bebauungsplänen ist es gelungen, die offene Siedlungsstruktur städtebaulich zu ordnen. Nach Umsetzung solcher Bebauungs- bzw. Vorhaben- und Erschließungsplänen, wie "Veltener-, Luch-, Bahn- und Poststraße", "GESO-Bau" und "Friedhofstraße - Ecke Marwitzer Straße", wird Wohnraum für ca. weitere 900 Einwohner in der Gemeinde zwischen Luch und Glien zur Verfügung stehen.
Vorwiegend findet in Bötzow eine Einzelwohnhausbebauung statt. Wenige Ausnahmen gibt es am "Schwalbenhang" und an der Schönwalder Straße, wo Reihenhäuser errichtet wurden.

Zur Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen, hat die Gemeinde in den letzten Jahren enorme Anstrengungen unternommen. Mit dem Ausbau und der Kapazitätserweiterung in der Grundschule Bötzow, hat der Ortsteil, der auch Schulstandort für den Nachbarortsteil Marwitz ist, die notwendigen Konsequenzen aus der Ansiedlung von Neubürgern gezogen.
In den Hort- und Kindergartenbereich hat man ebenfalls zielgerichtet investiert.
Zu den wichtigsten Erschließungsmaßnahmen gehörten und gehören zweifellos der Bau der Abwasserleitung und die Befestigung diverser kommunaler Straßen.


Mit dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses im Ortsteil Bötzow hat die Gemeinde ebenfalls Ihrer Fürsorgepflicht Rechnung getragen. Der Ort gewinnt durch die geringe Entfernung zu Berlin und der verkehrsgünstigen Lage zu anderen überregionalen Orten an Bedeutung.

Als wirtschaftlichen Standort weist der Ortsteil das Gewerbegebiet Bötzow-West und eine Reihe von Reiterhöfen aus. Die Versorgung des Ortes wird durch einige Handelsgewerbetreibende recht gut abgesichert.

Zu den Sehenswürdigkeiten gehört die Kirche und wie schon erwähnt die Dorfaue mit den uralten Kastanien und den geschützten Eichen. Die Nähe des Krämerwaldes lädt den Wanderfreudigen zum Kennenlernen dieser reizvollen Landschaft ein.

Wir danken Herrn Ch. Gering für seine freundliche Zuarbeit!

 

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