Kurzchronik Neu-Vehlefanz

Kurzchronik

Neu-Vehlefanz

Der heutige Ortsteil Neu-Vehlefanz besteht aus den Gemeindeteilen Neu-Vehlefanz, Klein-Ziethen, Wolfslake und Krämerpfuhl. Der Zusammenschluss dieser kleinen Orte erfolgte 1928.

Klein-Ziethen ist der älteste der vier Ortsteile. Im Kirchenbuch von Schwante wurde mit der Jahreszahl 1355 der Verkauf der Besitzungen im Glin des Marquard Loterbek an Jacob von Bredow erwähnt. Zu diesen Besitzungen gehörten u. a. auch die Abgaben und der Wagendienst zu lütgen Zieten. Das bedeutet, dass Klein-Ziethen zu diesem Zeitpunkt bereits existierte und zwischenzeitlich wenigstens 647 Jahre alt ist, höchstwahrscheinlich wesentlich älter.

Das Dorf, mehr ein landwirtschaftliches Gut, war nach den Eintragungen im Kirchenbuch einem ständigen Wechsel der Besitzer unterworfen, bleibt aber bis 1670 vorwiegend im Besitz der Familie von Bredow.
Nach Streitigkeiten in der Familie wurde Klein-Ziethen zwischen den drei Söhnen des Bernd von Bredow aufgeteilt und getrennt bewirtschaftet.

Obwohl der Ort kirchenmäßig der Pfarre Schwante zugeordnet war, was auch heute noch so ist, wurde 1541 mit dem Bau einer kleinen primitiven Kirche begonnen, die im Verlauf der Jahrhunderte mehrmals erneuert und vergrößert wurde (zuletzt 1735). Diese Kirche wurde zum Ende des 2. Weltkrieges durch Bomben zerstört und nicht wieder aufgebaut. Heute steht an dieser Stelle ein kleiner, von den Einwohnern selbst errichteter, Bungalow, in dem alle 14 Tage der Gottesdienst durch den Pfarrer von Schwante abgehalten wird. Dicht daneben steht ein gemauerter Glockenturm.

1587 stiftete Hans von Bredow eine Bronzeglocke für die Klein-Ziethener Kirche. Diese Glocke hat eine Höhe von 61 cm, der Durchmesser der Mündung beträgt 73 cm. Diese Glocke trägt die Inschrift: "1587 Hans von Bredow der ältere auf Kremmen und Klein-Ziethen, Meister Joachim Knüppel hat mich gaten".

1635 wird der Ort von den schwedischen Truppen unter General Baner total ausgeplündert und es folgt eine schwere Hungersnot.

1637 fordert die Pest ihren Tribut, sie macht auch vor der Familie Bredow nicht halt, die ebenfalls Opfer zu beklagen hat.

Ab 1670, nach dem Tod von Henning Joachim von Bredow und seiner Frau, wechselt das Gut Klein-Ziethen mehrmals den Besitzer.
1716 wird es von Marcus von der Lütke für 20.000 Taler erworben. Der Wert wurde auf 40.000 Taler taxiert.

1674 fielen erneut schwedische Truppen in die Dörfer und Städte ein, dieses Mal sollten sie die französischen Truppen Ludwigs des XIV. im Kampf gegen die Armee von Kaiser Leopold dem I. zur Seite stehen.
Am 28.06.1675 wurden die schwedischen Truppen in der Schlacht bei Fehrbellin besiegt.

1750 wurde die Kolonistensiedlung Wolfslake für Zuwanderer aus Sachsen und Mecklenburg gegründet. Friedrich der II. stellte die Bedingung, dass die Kolonisten Maulbeerbäume anzupflanzen und zu pflegen haben.

1793 sind 39 Einwohner in Wolfslake zu verzeichnen.

1783 wird das Gut Klein-Ziethen königliches Eigentum und damit Staatsdomäne. Die Einwohnerzahl belief sich 1793 auf 39, davon 18 männliche und 21 weibliche Personen. (Zum Vergleich: Heute leben immerhin 344 Einwohner in den drei Gemeindeteilen Klein-Ziethen, Neu-Vehlefanz und Wolfslake.)

Auf Befehl des Königs wird 1786 auf dem Gelände "die fünf Ruthen", das zu Vehlefanz gehört, die Kolonie Neu-Vehlefanz gegründet.
Angesiedelt wurden hier 9 Kriegsinvaliden aus der königlichen Armee, die Haus und Grundstück auf der Basis des Erbbaurechtes erhielten.

Ab 25.10.1806 zogen die französischen Truppen auf ihrem Weg nach Polen und Ostpreussen plündernd und brandschatzend auch durch Klein-Ziethen, Wolfslake und Neu-Vehlefanz.
Zu dieser Zeit versuchten einige Bauern Widerstand zu leisten, indem sie einzelne Franzosen überfielen und töteten.
Überliefert ist hier die Geschichte von Förster Reckin, der im Forsthaus Krämerpfuhl wohnte. Dieser hat, versteckt in einer hohlen Eiche an der alten Heerstraße (heute alte Poststraße), die von Berlin nach Hamburg führte, einzelnen oder in kleinen Gruppen marschierenden Franzosen aufgelauert und einige von ihnen erschossen.
Irgendwann bemerkten nachfolgende Soldaten den Pulverdampf, der aus der hohlen Eiche stieg und erschossen den Förster Reckin.
Einwohner der umliegenden Dörfer begruben ihn etwa 300 Schritte von der Eiche entfernt. Heute bedeckt ein Findling mit der Aufschrift "Reckins Grab" diese Stelle. Es ist üblich, dass jeder, der an der Grabstelle vorbeikommt, einen kleinen Zweig auf dem Stein niederlegt.

1812 zogen die Franzosen auf dem Weg nach Russland wieder durch unsere Gegend. Im Jahre 1813, nach dem verlorenen Krieg, erreichten die zurückflutenden französischen Soldaten wiederum den Raum um Berlin. Dieses Mal bildeten die Bauern in fast allen Dörfern einen Landsturm um sich gegen Plünderei und Brandschatzung zur Wehr zu setzen.

1832 wurde das Gut Klein-Ziethen militärisches Remonte-Depot. Nach dem Krieg 1914/18 wurde es landwirtschaftliches Forschungsgut und 1923 übernahm die landwirtschaftliche Hochschule, die später der Humbold-Universität angeschlossen wurde, dieses Gut. Im größten Gebäude in Klein-Ziethen waren die Labore untergebracht, in denen u .a. Forschungen an Pferdeblut vorgenommen wurden, um ein Heil-Serum gegen Viehseuchen zu finden. Die Bezeichnung "Serum" hat das Gebäude, in dem sich jetzt Wohnungen und die Gaststätte "Reckins Eiche" befinden, bis zum heutigen Tage behalten.

Eines der Büdner-Häuser in der Kolonie Neu-Vehlefanz wurde um 1920 von der Stadt Berlin erworben, um eine Jugendherberge zu errichten. Diese Jugendherberge war ein beliebtes Wanderziel, da sie direkt am Krämer liegt; dem größten Waldgebiet unserer Region. Gustav Büchsenschütz, Dichter und Komponist aus Berlin, hat in Neu-Vehlefanz erstmals sein Lied "Steige hoch, du roter Adler" vorgestellt. Dieses Wanderlied entwickelte sich dann zur Brandenburger Hymne, die allerdings erst nach der Wiedervereinigung wieder Bedeutung im Land Brandenburg erlangte. In Anwesenheit von G. Büchsenschütz wurde 1992 zu seinen Ehren in der Nähe der ehemaligen Jugendherberge ein Gedenkstein errichtet


Am 7. April 2002 wäre G. Büchsenschütz 100 Jahre geworden. Zum Gedenken an ihn fand in Neu-Vehlefanz am Gedenkstein eine kurze Feierstunde statt, die in der Turnhalle der Schule Vehlefanz fortgesetzt wurde. An diesen Veranstaltungen nahmen neben der Witwe von G. Büchsenschütz, den Landsmannschaften und den Vertretern der Kommune, auch der Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Herr Stolpe, teil.

Im Krämer, an der Straße zwischen den Gemeindeteilen Neu-Vehlefanz und Wolfslake wurde zu DDR-Zeiten ein Objekt für Übungen von Armee und Kampfgruppen, einschließlich Schieß- und Feuerplatz eingerichtet. Nach der Wende wurde diese Einrichtung stillgelegt. Die Gebäude wurden zum Teil abgerissen, zum Teil sind sie verfallen.

Die Fläche um den Kiessee wurde zwischenzeitlich durch eine AB-Maßnahme wieder sehenswert hergerichtet. Hier wurde eine "Waldschule" mit einem "grünen Klassenzimmer" aufgebaut. Diese Einrichtungen werden aber nicht nur von Schülern genutzt, sondern laden nach einer Wanderung durch den Krämer zum Verweilen ein.

Wir danken Frau D. Gerlach für ihre freundliche Zuarbeit!

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